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BGH, Urteil vom 16. Dezember 2003 - 1 StR 297/03


Entscheidungstext  
 
BGH, Urt. v. 16.12.2003 - 1 StR 297/03
BUNDESGERICHTSHOF
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
1 StR 297/03
vom
16.12.2003
in der Strafsache
gegen
wegen Fälschung von Zahlungskarten
- 2 -
Der 1. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat in der Sitzung vom 16. Dezember
2003, an der teilgenommen haben:
Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof
Nack
und die Richter am Bundesgerichtshof
Dr. Wahl,
Dr. Boetticher,
Dr. Kolz,
Hebenstreit,
Staatsanwältin
als Vertreterin der Bundesanwaltschaft,
Rechtsanwalt
als Verteidiger,
Justizangestellte
als Urkundsbeamtin der Geschäftsstelle,
für Recht erkannt:
- 3 -
1. Auf die Revision der Staatsanwaltschaft wird das Urteil des Landgerichts
Traunstein vom 6. März 2003 mit den Feststellungen aufgehoben,
a) soweit der Angeklagte in den Fällen II. 1. bis 5. der Urteilsgründe
verurteilt worden ist;
b) soweit der Angeklagte im Fall VI. 2. der Urteilsgründe freigesprochen
worden ist.
Die weitergehende Revision der Staatsanwaltschaft wird verworfen.
2. Auf die Revision des Angeklagten wird das vorbezeichnete Urteil mit
den Feststellungen aufgehoben, soweit der Angeklagte in den Fällen
II. 1. bis 6. der Urteilsgründe verurteilt worden ist. Im Fall II. 6. der
Urteilsgründe wird der Angeklagte freigesprochen; insoweit fallen die
Kosten des Verfahrens einschließlich der notwendigen Auslagen des
Angeklagten der Staatskasse zur Last.
3. Im Umfang der Aufhebungen - mit Ausnahme des Freispruchs im Fall
II. 6. - wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch
über die verbleibenden Kosten der Rechtsmittel, an eine andere
Strafkammer des Landgerichts zurückverwiesen.
Von Rechts wegen
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- 5 -
Gründe:
Das Landgericht hat den Angeklagten wegen Beihilfe zur Fälschung von
Zahlungskarten in sechs Fällen, sowie wegen "versuchter Beihilfe" zur Fälschung
von Zahlungskarten zu der Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt.
Von weiteren Vorwürfen der Beteiligung an der Fälschung von Zahlungskarten
und vom Vorwurf der versuchten Anstiftung zur Fälschung von
Zahlungskarten hat das Landgericht den Angeklagten freigesprochen. Von der
beantragten Einziehung des beim Angeklagten sichergestellten Geldbetrags
hat die Kammer abgesehen.
Die Revision der Staatsanwaltschaft rügt die Verletzung materiellen
Rechts. Sie beanstandet insbesondere die Verurteilung wegen "versuchter
Beihilfe" zur Fälschung von Zahlungskarten und meint, der Angeklagte hätte
statt dessen wegen Vorbereitung der Fälschung von Zahlungskarten gemäß
§ 152a Abs. 5 StGB i.V.m. § 149 Abs. 1 Nr. 1 StGB verurteilt werden müssen.
Sie wendet sich weiter gegen den Freispruch des Angeklagten vom Vorwurf
der Anstiftung zur Fälschung von Zahlungskarten sowie dagegen, daß der Angeklagte
wegen seiner Beteiligung an der Fälschung von Zahlungskarten nicht
als Mittäter, nicht als Mitglied einer Bande und nicht wegen gewerbsmäßigen
Handelns verurteilt wurde. Die Freisprüche des Angeklagten unter VI. 1. und 2.
sind - wie der maßgeblichen Begründung des Rechtsmittels (vgl. BGHR StPO
§ 344 Abs. 1 Antrag 3) zu entnehmen ist - vom Revisionsangriff ausgenommen.
Hinsichtlich des Freispruchs unter VI. 1. ist das Rechtsmittel der Staatsanwaltschaft
damit wirksam beschränkt. Soweit die Strafkammer unter VI. 2. freigesprochen
hat, kommt eine Beschränkung aus Rechtsgründen nicht in Betracht.
Der Angeklagte erstrebt mit der nicht ausgeführten Rüge der Verletzung for-
6 -
mellen Rechts und mit der allgemeinen Sachrüge die Aufhebung seiner Verurteilung.
I.
Nach den Feststellungen des Landgerichts lebte der Angeklagte seit
1997/98 in Südafrika. Im September 2001 gab er seine Arbeitsstelle als Computerfachmann
bei einem Blumenimporteur in Johannesburg auf und unternahm
in der Folgezeit wiederholt Reisen nach Europa, um sich eine selbständige
Existenz als Blumenimporteur aufzubauen. Gelebt habe er von seinen
Ersparnissen und von einem nebenbei betriebenen internationalen - von den
Niederlanden nach Spanien - Gebrauchtwagenhandel.
Während dieser Zeit - von Herbst 2001 bis zu seiner Inhaftierung im Juli
2002 - besorgte der Angeklagte für zwei Südafrikaner namens S. und A -
- "möglicherweise hat der Angeklagte keine weitergehende Kenntnis über
ihre Identität" - auf Kreditkarten gespeicherte Datensätze. Mit diesen Datensätzen
fertigten - wie der Angeklagte dies erwartet hatte - S. und A. oder
andere unbekannte Personen entsprechende Kreditkarten, mit deren Hilfe
dann in Spanien und Südafrika - durch wen ist unbekannt - Einkäufe getätigt
und Dienstleistungen erlangt wurden. Andererseits teilt die Strafkammer im
Rahmen der Strafzumessungserwägungen mit, daß der Angeklagte seinen
Auftraggebern eine erhebliche Anzahl von Datensätzen geliefert habe, "was in
der Folge zu einem erheblichen wirtschaftlichen Schaden hätte führen können".
Hierzu stellte die Strafkammer im einzelnen fest:
- 7 -
Zur unbefugten Kopie der Datensätze hatten S. und A. dem
Angeklagten zwei mit einer Speichereinrichtung versehene Magnetkartenlesegeräte
(Skimmer) ausgehändigt. Diese gab der Angeklagte an den Kellner D.-
H. weiter. Vermittelt wurde dies durch den Zeugen M.
- einem Landsmann des Angeklagten -, in dessen zur gelegentlichen Übernachtung
bulgarischer "Autohändler" freigehaltener Zweitwohnung in B. -
auch der Angeklagte bei seinen Besuchen in Deutschland unterkam,
weiter. Der Zeuge H. hatte sich dem Angeklagten gegenüber bereit erklärt,
Datensätze von Kreditkarten zu beschaffen. Ihm gelang der Zugriff zum Teil
über weitere Personen, etwa der Zeugin Hu. , seinerzeit Kellnerin der Mi.
AG. Sobald einige Datensätze ausgelesen und auf dem Lesegerät gespeichert
waren, besuchte der Angeklagte den Zeugen H. in dessen Wohnung in
R. . Dort überspielte der Angeklagte die Kreditkartendaten mit Hilfe
eines Laptops auf Disketten. Diese Disketten händigte er dann S. bzw.
A. teils in Spanien, teils in Südafrika aus, und zwar mindestens sechsmal
"zu unterschiedlichen Zeiten und Gelegenheiten". Die sechs Disketten enthielten
Datensätze von insgesamt 45 Kreditkarten. Diese Vorgänge sind in der Begründung
des landgerichtlichen Urteils unter II. 1. bis 4. dargestellt.
Daß - wie angeklagt - 47 Datensätze gespeichert und dementsprechend
47 Kreditkarten gefälscht wurden, sah die Strafkammer als nicht erwiesen an.
Hinsichtlich der Kopie zweier Datensätze hat das Landgericht deshalb, da hinsichtlich
jedes Kopiervorgangs tatmehrheitliche Tatbegehung (als Mittäter) angeklagt
war, im angefochtenen Urteil unter VI. 2. freigesprochen.
Zwei weitere Datensätze - Urteil unter II. 5. - erhob der Angeklagte um
den Jahreswechsel 2001/2002 selbst, als er den Zeugen M. , Kellner in der
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Gaststätte "Kartoffelkäfer" in Sch. , dort besuchte. Er hatte
eines der Kartenlesegeräte bei sich und demonstrierte dem Zeugen M. anhand
der Kreditkarten zweier Gäste, die ihre Karten dem Zeugen kurzfristig zur
Bezahlung ausgehändigt hatten, den Kopiervorgang, indem er - der Angeklagte
- die Karten durch das Kartenlesegerät zog. "Mit den beiden auf diese Weise
gewonnenen Datensätzen verfuhr der Angeklagte wie vorstehend dargestellt
auf dem gleichen subjektiven Hintergrund." Wie die Urteilsgründe ergaben,
wurden diese beiden Datensätze ebenfalls auf einer der genannten Disketten
gespeichert. Die Weitergabe dieser Datensätze ist daher Teil einer der sechs
vom Landgericht festgestellten Beihilfehandlungen.
Nach der Demonstration des Kopiervorgangs bot der Angeklagte M.
vergelblich an, gegen Bezahlung Datensätze von Kreditkarten zu speichern.
"Von irgendeinem nachhaltigen, intensiven Versuch einer Willensbeeinflussung,
der eine versuchte Anstiftung zur Fälschung von Zahlkarten darstellen
könnte, hat der Zeuge M. nichts berichtet." Mit dieser Begründung sprach
die Strafkammer den Angeklagten auch in diesem Punkt frei (Urteil VI. 3.).
23 weitere Datensätze, die zuletzt auf einem der Kartenlesegeräte, das
der Angeklagte dem Zeugen H. übergeben hatte, von diesem - oder durch
weitere von ihm beauftragte Personen - gespeichert worden waren, konnte der
Angeklagte entgegen seiner Absicht nicht mehr auf Diskette übertragen und
nicht mehr weitergeben. Das Gerät wurde bei der Festnahme des Zeugen
H. sichergestellt. Dies liegt der Verurteilung wegen "versuchter Beihilfe" zur
Fälschung von Zahlungskarten zugrunde (Urteil II. 6.).
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Den Vorwurf, der Angeklagte habe bereits von Januar bis September
sechs Kreditkartendaten übernommen und damit selbst gefälschte Zahlungskarten
hergestellt und eingesetzt, sah die Strafkammer als nicht erwiesen an
und hat deshalb insoweit aus tatsächlichen Gründen freigesprochen (Urteil VI.
1.). Dies ist infolge der Beschränkung der Revision der Staatsanwaltschaft
rechtskräftig.
Nach den Feststellungen des Landgerichts erhielt der Angeklagte 50,-- $
pro Kartensatz, mußte davon aber den Zeugen H. und andere Beschafferder
Datensätze für deren "Vermittlungstätigkeit" bezahlen. "Insgesamt blieben
für den Angeklagten selbst etwa 500,--     


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des Angeklagten sind dabei noch nicht berücksichtigt. Der Angeklagte ist
"durch die Durchführung der notwendigen Fahrten in Vorlage getreten, um aus
der Tätigkeit Gewinn zu erzielen, auch wenn der tatsächlich erzielte Gewinn
nicht sonderlich hoch war".
II.
1. Zur Revision des Angeklagten:
a) Auf seine Revision war das Urteil des Landgerichts aufzuheben und
der Angeklagte freizusprechen, soweit er wegen "versuchter Beihilfe" zur Fälschung
von Zahlungskarten verurteilt wurde.
Wie die Strafkammer bei der Abfassung der Urteilsgründe selbst bemerkt
hat, ist der Versuch der Beihilfe - hier zur Fälschung von Zahlungskarten
- nicht strafbar. Die Übergabe des Kartenlesegerätes an den Zeugen H. -
- 10 -
zur Einsammlung der 23 Datensätze stellt sich - entgegen der Auffassung
der Staatsanwaltschaft - aus den vom Generalbundesanwalt in seiner Antragsschrift
vom 27.08.2003 und in der Hauptverhandlung im einzelnen dargelegten
Gründen - aber auch nicht als Vorbereitung der Fälschung von Zahlungskarten
gemäß § 152a Abs. 5 i.V.m. § 149 Abs. 1 StGB dar. Bei dem mit
Speicherelementen versehenen Kreditkartenlesegerät handelt es sich um keinen
Gegenstand im Sinne von § 149 Abs. 1 StGB.
Darauf, ob es sich bei den elektronisch gespeicherten Datensätzen bzw.
der - möglicherweise programmierten - Auslese- und der Speichermöglichkeit
überhaupt um "Computerprogramme" im Sinne von § 149 Abs. 1 Nr. 1 StGB
oder um "andere Bestandteile" im Sinne von § 149 Abs. 1 Nr. 3 StGB handelt,
kommt es schon deshalb nicht an, weil das Merkmal "Computerprogramme"
und die Nr. 3 des Abs. 1 erst mit dem Gesetz vom 22. August 2002 (BGBl I
S. 3387) mit Wirkung vom 30.08.2003 - also erst nach der Tat - in die
Norm eingefügt worden ist.
Auch das Merkmal der "ähnlichen Vorrichtungen" im Sinne von § 149
Abs. 1 Nr. 1 StGB ist nicht erfüllt. Das Kartenlesegerät diente nicht unmittelbar
der Fälschung von Zahlungskarten. Es war nämlich nicht, wie vom Gesetz gefordert,
seiner Art nach zur Begehung der Tat - der Vorbereitung der Kartenfälschung
- geeignet, weil damit die gefälschten Kreditkarten nicht hergestellt
wurden. Die Übergabe oder das Sichverschaffen dieses Geräts - Datensätze
waren noch nicht gespeichert - bereitete lediglich die in § 149 StGB i.V.m. §
152 Abs. 5 StGB unter Strafe gestellten Vorbereitungshandlungen zur Zahlungskartenfälschung
vor. Zur Tatbestandsverwirklichung wurde daher noch
nicht unmittelbar angesetzt.
- 11 -
Da auch aufgrund einer neuen Hauptverhandlung zu diesem Vorgang
Feststellungen, die eine Verurteilung tragen könnten, nicht zu erwarten sind,
hat der Senat entsprechend auch dem Antrag des Generalbundesanwalts insoweit
freigesprochen.
b) Die Revision des Angeklagten hat auch Erfolg, soweit er wegen Beihilfe
zur Fälschung von Zahlungskarten in sechs Fällen verurteilt wurde. Das
Urteil leidet insoweit schon an durchgreifenden Darstellungsmängeln. Die
Feststellungen zum Einsatz der gefälschten Kreditkarten sind widersprüchlich
und unvollständig. Während die Strafkammer einerseits feststellt, daß unter
Einsatz aller 47 kopierter Datensätze gefälschte Kreditkarten Einkäufe und
Dienstleistungen bezahlt wurden (UA S. 7), spricht sie an anderer Stelle (UA
S. 16) nur von der Weitergabe der Datensätze, was in der Folge zu einem erheblichen
wirtschaftlichen Schaden hätte führen können. Danach stünde nicht
einmal fest, daß es zu den Haupttaten, den 47 Fälschungen der Kreditkarten,
geschweige denn deren Einsatz, überhaupt gekommen ist. Vor diesem Hintergrund
kann aber insbesondere auch dem Gesamtinhalt der Urteilsgründe nicht
mehr mit hinreichender Deutlichkeit entnommen werden, daß es sich bei den
von der Strafkammer nicht näher beschriebenen Kreditkarten um solche handelte,
die es ermöglichen, den Aussteller im Zahlungsverkehr zu einer garantierten
Zahlung zu veranlassen, und durch Ausgestaltung oder Codierung besonders
gegen Nachahmung gesichert sind (§ 152a Abs. 4 StGB; zu geplanten
Gesetzesänderungen vgl. BT-Drucks. 15/1720).
Auf die Frage, ob die Strafkammer den Tatbeitrag des Angeklagten zu
Recht als Beihilfe und nicht als Mittäterschaft bewertete, kommt es deshalb hier
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nicht mehr an. Insoweit wird auf die zutreffenden Ausführungen des Generalbundesanwalts
verwiesen. Für sich betrachtet ist die weitgehend der tatrichterlichen
Beurteilung obliegende und insoweit der revisionsgerichtlichen Überprüfung
entzogene Bewertung der Strafkammer - Beihilfe - auf Grund der bisherigen
Feststellungen rechtsfehlerfrei, trotz der zentralen Stellung des Angeklagten
im Kreditkartenfälscherring.
2. Zur Revision der Staatsanwaltschaft:
a) Die Staatsanwaltschaft beanstandet hinsichtlich der Verurteilung wegen
Beihilfe zur Fälschung von Zahlungskarten in sechs Fällen durch die
Weitergabe der sechs Disketten mit insgesamt 47 Datensätzen zu Recht die
nicht genügende Auseinandersetzung des Landgerichts mit dem Qualifikationstatbestand
des § 152a Abs. 2 StGB. Dies führt insoweit zur Aufhebung der
Verurteilungen zum Nachteil des Angeklagten. Darauf, daß das Rechtsmittel
der Staatsanwaltschaft auch zu Gunsten des Angeklagten wirkt (§ 301 StPO),
kommt es nicht an, da das Urteil insoweit schon auf die Revision des Angeklagten
aufzuheben war (vgl. BGH NStZ-RR 2003, 188 [189]).
Das Vorliegen der Voraussetzungen gewerbsmäßigen Handelns des
Angeklagten (§ 152a Abs. 2, 1. Alt. StGB) wird von der Strafkammer nicht geprüft,
obgleich sie im Rahmen der Strafzumessung ausführt, der Angeklagte
"sei wirtschaftlich in Vorlage getreten, um aus der Tätigkeit Gewinn zu erzielen".
Die rechtliche Bewertung der Strafkammer, der Angeklagte habe nicht
als Mitglied einer Bande im Sinne des § 152a Abs. 2 2. Alt. StGB gehandelt, da
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er nicht in die Bandenabrede eingebunden gewesen sei, hält schon auf der
Grundlage der bisherigen Feststellungen rechtlicher Prüfung nicht stand. "Der
Begriff der Bande setzt den Zusammenschluß von mindestens drei Personen
voraus, die sich mit dem Willen verbunden haben, künftig für eine gewisse
Dauer mehrere selbständige, im einzelnen noch ungewisse Straftaten des im
Gesetz genannten Deliktstypus zu begehen. Ein 'gefestigter Bandenwille' oder
ein 'Tätigwerden in einem übergeordneten Bandeninteresse' ist nicht erforderlich"
(BGHSt - GS - 46, 321). "Mitglied einer Bande kann auch derjenige sein,
dem nach der Bandenabrede nur Aufgaben zufallen, die sich bei wertender
Betrachtung als Gehilfenstellung darstellen" (BGH NStZ 2002, 318). Die Bandenabrede
muß nicht ausdrücklich getroffen werden; vielmehr genügt jede
Form auch stillschweigender Vereinbarung, die aus dem konkret feststellbaren
wiederholten deliktischen Zusammenwirken mehrer Personen hergeleitet werden
kann (BGH NStZ 2002, 318 [319]). Dies gilt auch für § 152a Abs. 2 2. Alt.
StGB. Hiervon ausgehend wird die nunmehr zur Verhandlung und Entscheidung
berufene Strafkammer das Zusammenspiel der Tatbeteiligten aufgrund
ihrer Feststellungen neu zu bewerten haben.
Von der Aufhebung umfaßt ist auch der - konsequente, da tatmehrheitlich
angeklagt - Freispruch hinsichtlich der laut Anklage beiden weiteren vom
Zeugen H. erlangten und nach den bisherigen Feststellungen tateinheitlich
mit anderen Kopien auf einer Diskette weitergegebenen Datensätze.
b) Die Revision der Staatsanwaltschaft ist unbegründet, soweit der Angeklagte
vom Vorwurf der versuchten Anstiftung des Zeugen M. zur Fälschung
von Zahlungskarten freigesprochen wurde. Zwar trägt die vom Landgericht
vorgenommene Begründung den Freispruch nicht, denn - wie der Gene-
14 -
ralbundesanwalt zutreffend ausgeführt hat - stellt die insoweit festgestellte
Vorgehensweise des Angeklagten eine (versuchte) Anstiftungshandlung im
Sinne von §§ 26, 30 StGB dar. Einer bestimmten Form nachhaltiger oder massiver
Einwirkung bedarf es hierzu nicht. Die Tat des Angeklagten ist jedoch nur
als versuchte Anstiftung zur Beihilfe zu bewerten. Dies ist jedoch von § 30 Abs.
1 StGB nicht erfaßt und damit nicht strafbar (BGHSt 7, 234 [237]; Tröndle/
Fischer StGB 51. Aufl. § 30 Rdn. 8).
3. Abschließend weist der Senat auf folgendes hin:
Der Tatrichter ist nicht gezwungen, eine vor dem Hintergrund sonstiger
Feststellungen wenig plausible Einlassung als unwiderlegbar hinzunehmen,
nur weil die Behauptung nicht unmittelbar als unzutreffend festgestellt werden
kann. Der Zweifelssatz erfordert auch nicht, daß das Gericht von der dem Angeklagten
günstigsten Fallgestaltung auch dann ausgeht, wenn hierfür keine
Anhaltspunkte bestehen (st. Rspr., vgl. BGH NJW 2002, 2188, 2189 m.w.N.).
Die Strafkammer hat zwar zu Recht von der Einziehung (§ 74 StGB) des
beim Angeklagten sichergestellten Geldes abgesehen, da es sich dabei um
keine producta oder instrumenta sceleris handelt. Nach den bisherigen Feststellungen
erhielt der Angeklagte jedoch 50,-- $ für jeden kopierten Datensatz.
Damit kommt die Anordnung des Verfalls bzw. des Verfalls von Wertersatz
(§§ 73 ff. StGB) in Betracht. Dies wird - im Falle erneuter Verurteilung - der
neue Tatrichter - ausgehend vom Bruttoprinzip zwingend zu prüfen und zu erörtern
haben (vgl. BGH NStZ 1994, 123; BGH NJW 2002, 3339 [3340] m.w.N.),
- 15 -
auch wenn einer Verfallsanordnung möglicherweise § 73 Abs. 1 Satz 2 StGB
entgegensteht. Die Höhe des Erlangten kann geschätzt werden (vgl. § 73b
StGB). Anhaltspunkte könnten die mit den gefälschten Kreditkarten getätigten
Umsätze sein, soweit sie im Rahmen der Ermittlungen konkret festgestellt worden
sind.
Nack Wahl Boetticher
Kolz Hebenstreit



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