Hier finden Sie gebräuchliche Begriffe aus dem Bereich des Strafrechts mit den jeweiligen Begriffsbestimmungen und den dazugehörigen Fundstellennachweisen.

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Habgier
 Handeln aus Gewinnsucht  Handeltreiben  Hang I  Hang II  Heimtücke  Heranwachsende  "Herrühren"  Herstellen Hilfeleistung  Hilflose Lage  Hindernisbereiten  Hinreichender Tatverdacht  Hinterlist Hintermann  Horizontale Teilrechtskraft Hypothetische Kausalität




Habgier (§ 211 StGB)

Ein Täter handelt aus Habgier, wenn sich die Tat als Folge eines noch über bloße Gewinnsucht hinaus gesteigerten abstoßenden Gewinnstrebens darstellt (BGHSt 29, 317, 318; BGH NJW 1995, 2365, 2366; BGH, Beschl. v. 7.12.2000 - 1 StR 414/00 - NStZ 2001, 194; BGH, Urt. v. 15.1.2003 - 5 StR 223/02 - NJW 2003, 2328). 




Handeln aus Gewinnsucht (§ 330 StGB)

Das Merkmal Gewinnsucht liegt nach ständiger Rechtsprechung vor, wenn das Erwerbsstreben des Umweltstraftäters ein ungewöhnliches, sittlich besonders anstößiges Maß aufweist (BGHSt 1, 389; 3, 31, 32; 17, 35; BGH, Urt. v. 6.4.2001 - 2 StR 356/00). Eine bloß gewerbsmäßige Begehungsweise ist hiervon nicht erfasst (BTDrucks 12/192 S. 45). Ein systematisches planvolles Vorgehen oder der besondere Umfang der Tat können aber Anhaltspunkte für ein Handeln aus Gewinnsucht in diesem Sinne darstellen (vgl. BGH, Urt. v. 6.4.2001 - 2 StR 356/00).

  siehe auch:
Gewinnsucht




Handeltreiben (BtMG)

Handeltreiben im Sinne des § 29 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BtMG ist jede eigennützige auf den Umsatz von Betäubungsmitteln gerichtete Tätigkeit (BGH, Beschl. v. 26.10.2005 - GSSt 1/05 - BGHSt 50, 252 - NJW 2005, 3790; BGHSt 6, 246; 25, 290; 28, 308; 29, 239; 30, 359; BGHR BtMG § 29 Abs. 1 Nr. 1 Handeltreiben 28, 29, 31, 41, 50; BGH NStZ 2000, 207; BGH, Beschl. v. 7.6.2000 - 3 StR 83/00; BGH, Urt. v. 30.1.2001 - 1 StR 423/00 - NStZ 2001, 323; BGH, Beschl. v. 6.2.2004 - 2 ARs 276/03; BGH, Urt. v. 7.2.2008 - 5 StR 242/07 - NJW 2008, 1460; Körner, BtMG 5. Aufl. § 29 Rdn. 199; Weber, BtMG 2. Aufl. § 29 Rdn. 142; Franke/Wienroeder, BtMG 2. Aufl. § 29 Rdn. 64; Hügel/Junge/Lander/ Winkler, Deutsches Betäubungsmittelrecht 8. Aufl. § 29 Rdn. 4.1.1; Joachimski/Haumer, BtMG 7. Aufl. § 3 Rdn. 7; Pelchen in Erbs/Kohlhaas, Strafrechtliche Nebengesetze 155. ErgLfg. BtMG § 29 Rdn. 5). 




Hang (§ 64 StGB)

Von einem Hang ist auszugehen, wenn entweder eine chronische körperliche Abhängigkeit oder eine eingewurzelte, auf psychische Disposition zurückgehende oder durch Übung erworbene intensive Neigung besteht, immer wieder Alkohol oder andere berauschende Mittel zu konsumieren, wobei diese Neigung noch nicht den Grad physischer Abhängigkeit erreicht haben muss (st. Rspr.; vgl. BGHR StGB § 64 Abs. 1 Hang 1, 4 und 5; BGH, Beschl. v. 15.10.1996 - 1 StR 591/96, BGH, Beschl. v. 14.2.1997 - 2 StR 583/96; BGH, Beschl. v. 10.9.1997 - 2 StR 416/97; BGH, Beschl. v. 15.11.2000 - 2 StR 413/00; BGH, Urt. v. 21.2.2001 - 2 StR 476/00; BGH, Beschl. v. 24.4.2001 - 5 StR 150/01; BGH, Beschl. v. 2.7.2002 - 1 StR 195/02; BGH, Beschl. v. 16.7.2002 - 4 StR 179/02; BGH, Beschl. v. 8.10.2002 - 4 StR 383/02; BGH, Beschl. v. 6.11.2003 - 1 StR 451/03; BGH, Beschl. v. 2.7.2002 - 1 StR 195/02; BGH, Beschl. v. 6.11.2002 - 1 StR 382/02; BGH, Beschl. v. 2.4.2004 - 1 StR 126/04; BGH, Beschl. v. 9.7.2004 - 2 StR 213/04; BGH, Urt. v. 10.11.2004 - 2 StR 329/04; BGH, Beschl. v. 14.12.2005 - 1 StR 420/05; BGH, Beschl. v. 10.2.2005 - 4 StR 596/04; BGH, Beschl. v. 6.11.2003 - 1 StR 406/03; BGH, Beschl. v. 10.12.2002 - 4 StR 479/02; BGH, Beschl. v. 22.1.2002 - 5 StR 549/01; BGH, Beschl. v. 25.7.2007 - 1 StR 332/07 - NStZ 2007, 697; BGH, Beschl. v. 18.7.2007 - 5 StR 279/07; BGH, Beschl. v. 10.8.2007 - 2 StR 344/07; BGH, Urt. v. 18.12.2007 - 1 StR 411/07 - StV 2008, 138; BGH, Beschl. v. 15.4.2008 - 1 StR 167/08; BGH, Beschl. v. 1.4.2008 - 4 StR 56/08 - NStZ-RR 2008, 198; BGH, Beschl. v. 30.4.2008 - 2 StR 51/08; BGH, Beschl. v. 13.6.2008 - 2 StR 111/08; BGH, Beschl. v. 13.11.2008 - 5 StR 507/08; BGH, Beschl. v. 1.9.2009 - 3 StR 316/09; BGH, Beschl. v. 9.11.2009 - 5 StR 421/09; BGH, Beschl. v. 13.1.2010 - 5 StR 510/09). 




Hang (§ 66 StGB)

Das Merkmal des Hangs verlangt einen eingeschliffenen inneren Zustand des Täters, der ihn immer wieder neue Straftaten begehen lässt. Hangtäter ist danach derjenige, der dauernd zu Straftaten entschlossen ist, oder der aufgrund einer fest eingewurzelten Neigung, deren Ursache unerheblich ist, immer wieder straffällig wird, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet (st. Rspr. vgl. BGHR StGB § 66 Abs. 1 Hang 1, 4 und 8; BGH, Beschl. v. 13.7.2000 - 4 StR 246/00 - NStZ 2000, 587; BGH, Urt. v. 20.2.2002 - 2 StR 486/01; BGH, Urt. v. 6.6.2002 - 3 StR 113/02; BGH, Urt. v. 27.10.2004 - 5 StR 130/04; BGH, Urt. v. 25.7.2007 - 2 StR 209/07 - NStZ 2008, 27; BGH, Beschl. v. 13.11.2007 - 3 StR 341/07; BGH, Urt. v. 15.10.2008 - 2 StR 391/08 - NStZ-RR 2009, 11; BGH, Urt. v. 11.3.2010 - 3 StR 538/09); ebenso aber auch derjenige, der willensschwach ist und aus innerer Haltlosigkeit Tatanreizen nicht zu widerstehen vermag (vgl. BGH, Urt. v. 20.2.2002 - 2 StR 486/01; BGH, Urt. v. 29.7.2008 - 1 StR 248/08 - NStZ-RR 2008, 337; BGH, Urt. v. 17.12.2009 - 3 StR 399/09).




Heimtücke (§ 211 StGB)

Heimtückisch im Sinne von § 211 Abs. 2 StGB handelt, wer in feindlicher Willensrichtung die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers bewusst zur Tötung ausnutzt. Das Opfer muss gerade auf Grund seiner Arglosigkeit wehrlos sein, wobei für die Beurteilung die Lage bei Beginn des ersten mit Tötungsvorsatz geführten Angriffs maßgebend ist (st. Rspr.; vgl.  BGHSt 32, 382, 384; 39, 353, 368; BGHR StGB § 211 Abs. 2 Heimtücke 2; BGH NStZ 2005, 688, 689; 2006, 502, 503; BGH, Urt. v. 21.9.2000 - 1 StR 236/00 - NStZ 2001, 86; BGH, Urt. v. 17.1.2001 - 2 StR 438/00; BGH, Urt. v. 25.9.2001 -1 StR 264/01; BGH, Urt. v. 20.2.2002 - 5 StR 545/01; BGH, Beschl. v. 14.1.2003 - 5 StR 478/02; BGH, Urt. v. 20.7.2004 - 1 StR 145/04 - NStZ 2005, 526; BGH, Urt. v. 10.11.2004 - 2 StR 248/04; BGH, Urt. v. 2.2.2005 - 1 StR 473/04; BGH, Urt. v. 16.8.2005 - 4 StR 168/05 - NStZ 2006, 167; BGH, Urt. v. 15.2.2007 - 4 StR 467/06 - NStZ-RR 2007, 174; BGH, Beschl. v. 11.9.2007 - 1 StR 273/07 - NJW 2007, 3587 - wistra 2008, 30; BGH, Urt. v. 29.11.2007 - 4 StR 425/07 - NStZ 2008, 273; BGH, Beschl. v. 19.6.2008 - 1 StR 217/08 - NStZ 2009, 208; BGH, Urt. v. 17.9.2008 - 5 StR 189/08 - NStZ 2009, 30; BGH, Urt. v. 29.4.2009 - 2 StR 470/08 - NStZ 2009, 569; BGH, Urt. v. 10.2.2010 - 2 StR 503/09). Arglos ist ein Tatopfer, wenn es bei Beginn des ersten mit Tötungsvorsatz geführten Angriffs weder mit einem lebensbedrohlichen noch mit einem gegen seine körperliche Unversehrtheit gerichteten schweren oder doch erheblichen Angriff rechnet (vgl. BGHSt 20, 301, 302; 39, 353, 368; 48, 207, 210; BGHR StGB § 211 Abs. 2 Heimtücke 13, 17, 27; BGH, Urt. v. 17.1.2001 - 2 StR 438/00; BGH, Urt. v. 20.2.2002 - 5 StR 545/01- NStZ 2002, 368; BGH, Beschl. v. 10.1.2006 - 5 StR 341/05; BGH, Urt. v. 20.1.2005 - 4 StR 491/04). 




Heranwachsende - Gleichstellung mit einem Jugendlichen (§ 105 JGG)

Ein Heranwachsender ist einem Jugendlichen gleichzustellen (§ 105 Abs. 1 Nr. 1 JGG), wenn in ihm noch in größerem Umfang Entwicklungskräfte wirken (BGH NStZ-RR 1999, 26; BGHSt 36, 37; BGH, Urt. v. 17.10.2000 - 1 StR 261/00 - NStZ 2001, 102; BGH, Urt. v. 9.8.2001 - 1 StR 211/01 - NJW 2002, 73). Eine Jugendverfehlung (§ 105 Abs. 1 Nr. 2 JGG) liegt vor, wenn, unabhängig vom generellen Reifegrad des Angeklagten, die konkrete Tat auf jugendlichen Leichtsinn, Unüberlegtheit oder soziale Unreife zurückgeht (BGH NStZ-RR 1999, 26, 27; StV 1987, 366;  BGH, Urt. v. 17.10.2000 - 1 StR 261/00 - NStZ 2001, 102; BGH, Urt. v. 29.5.2002 - 2 StR 2/02). Wenn also auch § 105 Abs. 1 Nr. 1 JGG persönlichkeitsorientiert und § 105 Abs. 1 Nr. 2 JGG tatorientiert ist (Sonnen in Diemer/Schoreit/Sonnen JGG 3. Aufl. § 105 Rdn. 23), und beide Alternativen daher - gleichbedeutend - nebeneinander stehen, können sich doch ihre tatsächlichen Voraussetzungen in erheblichem Umfang überschneiden (Eisenberg JGG 12. Aufl. § 105 Rdn. 2). So kann etwa das Motiv einer Tat in gleicher Weise auf Entwicklungsrückstände und auf eine Jugendverfehlung hindeuten (BGH StV 1991, 424; BGH, Urt. v. 17.10.2000 - 1 StR 261/00 - NStZ 2001, 102). 




"Herrühren" (§ 261 StGB)

Das Tatbestandsmerkmal läßt schon im Hinblick auf die Funktion der Norm als Auffangtatbestand (vgl. BGHSt 50, 347, 353 m.w.N.) eine weite Auslegung zu. Es genügt grundsätzlich, wenn zwischen dem Gegenstand und der Vortat ein Kausalzusammenhang besteht, wenn also der Gegenstand seine Ursache in der rechtswidrigen Tat hat (vgl. BGH, Beschl. v. 18.2.2009 - 1 StR 4/09 - BGHSt 53, 205 - NStZ 2009, 328; auch BTDrucks. 12/3533 S. 12). Gegenstände sind demnach als bemakelt im Sinne des § 261 Abs. 1 StGB anzusehen, wenn sie sich bei wirtschaftlicher Betrachtungsweise im Sinne eines Kausalzusammenhangs auf die Vortat zurückführen lassen (vgl. BGH, Beschl. v. 18.2.2009 - 1 StR 4/09 - BGHSt 53, 205, 209; BGH, Beschl. v. 26.11.2009 - 5 StR 91/09 - NStZ-RR 2010, 109; Neuheuser, in: MünchKomm-StGB, § 261 Rdn. 43; Stree in Schönke/Schröder, StGB 26. Aufl. § 261 Rdn. 8). Der Kausalzusammenhang zwischen Vortat und Ersatzgegenstand im vorgenannten Sinne stellt jedenfalls dann die erforderliche Verbindung für das Fortwirken der Kontamination dar, wenn das Surrogat einer unmittelbaren Beziehung zum Vortäter entstammt (BGH, Beschl. v. 26.11.2009 - 5 StR 91/09 - NStZ-RR 2010, 109).




Herstellen (BtMG)

Herstellen ist nach der Legaldefinition in § 2 Abs. 1 Nr. 4 BtMG das Gewinnen, Anfertigen, Zubereiten, Be- oder Verarbeiten, Reinigen und Umwandeln von Betäubungsmitteln. 




Hilfeleistung (§ 27 StGB)

Nach ständiger Rechtsprechung ist als Hilfeleistung im Sinne des § 27 StGB jede Handlung anzusehen, welche die Herbeiführung des Taterfolgs objektiv fördert oder erleichtert (vgl. RGSt 58, 113, 114 f.; BGHSt 2, 130 f.; 46, 107, 109; BGH, Urt. v. 1.8.2000 - 5 StR 624/99 - BGHSt 46, 107 - NJW 2000, 3010; BGH NJW 2001, 2409, 2410; BGH, Beschl. v. 20.3.2002 - 5 StR 448/01 betr. Abschluss eines Scheinvertrags zum Zweck der Steuerhinterziehung; BGH, Urt. v. 18.6.2003 - 5 StR 489/02 - wistra 2003, 385; BGH NStZ 2004, 499, 500; 2007, 230, 232; BGH, Urt. v. 16.11.2006 - 3 StR 139/06 - BGHSt 51, 144 - StV 2007, 59: auch zum Streitstand der in der Literatur geforderten Kausalität bzw. Risikoerhöhung der Beihilfehandlung; BGH, Urt. v. 21.12.2006 - 3 StR 427/06; BGH, Urt. v. 16.1.2008 - 2 StR 535/07 - NStZ 2008, 284; BGH, Urt. v. 7.2.2008 - 5 StR 242/07 - NJW 2008, 1460; BGH, Urt. v. 26.8.2009 - 2 StR 223/09 betr. die Strafbarkeit von Beihilfehandlungen nach Sicherstellung der Betäubungsmittel; BGH, Urt. v. 20.11.2008 - 4 StR 328/08 - BGHSt 53, 55 - NStZ 2009, 148; BGH, Beschl. v. 2.9.2009 - 5 StR 266/09 - BGHSt 54, 140  - NStZ 2010, 171 betr. Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt eines Ausländers). 




Hilflose Lage (§ 221 StGB)

In einer hilflosen Lage im Sinne von § 221 Abs. 1 StGB ist, wer der abstrakten Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsbeschädigung ohne die Möglichkeit eigener oder fremder Hilfe ausgesetzt ist (vgl. BGH, Urt. v. 10.1.2008 - 3 StR 463/07 - NStZ 2008, 395; Hardtung in MünchKomm, § 221 Rdn. 7). Hilflosigkeit im Sinne des Tatbestandes definiert sich danach als das Fehlen hypothetisch rettungsgeeigneter sächlicher Faktoren oder hilfsfähiger (und generell auch hilfsbereiter) Personen (vgl. BGH, Urt. v. 10.1.2008 - 3 StR 463/07 - NStZ 2008, 395; Horn/Wolters in SK-StGB 54. Lfg. § 221 Rdn. 3). 




Hindernisbereiten (§ 315b StGB)

Hierunter ist grundsätzlich jede Einwirkung im Verkehrsraum zu verstehen, die geeignet ist, den reibungslosen Verkehrsablauf zu hemmen oder zu verzögern (vgl. BGHSt 6, 219, 224; 13, 66, 69, BGH, Urt. v. 31.8.1995 - 4 StR 283/95 - BGHSt 41, 231; BGH, Beschl. v. 12.11.2002 - 4 StR 384/02). Der Tatbestand setzt nach ständiger Rechtsprechung eine grobe Einwirkung von einigem Gewicht voraus (vgl. BGH, Urt. v. 31.8.1995 - 4 StR 283/95 - BGHSt 41, 231, 237 m.w.N.; BGH, Beschl. v. 20.3.2001 - 4 StR 33/01 - StV 2002, 361). Das Hindernisbereiten stellt lediglich einen Unterfall des für sämtliche Handlungsalternativen des § 315b Abs. 1 StGB vorausgesetzten gefährlichen Eingriffs dar (vgl. BGH, Urt. v. 4.12.2002 - 4 StR 103/02 - BGHSt 48, 119 - NJW 2003, 836). 




Hinreichender Tatverdacht (§ 203 StPO)

Ein hinreichender Tatverdacht ist zu bejahen, wenn bei vorläufiger Tatbewertung auf Grundlage des Ermittlungsergebnisses die Verurteilung in einer Hauptverhandlung mit vollgültigen Beweismitteln wahrscheinlich ist (vgl. BGH NJW 1970, 1543, 1544; BGHR StPO § 210 Abs. 2 Prüfungsmaßstab 2 m. w. N.; BGH, Beschl. v. 22.4.2003 - StB 3/03; BGH, Beschl. v. 26.3.2009 - StB 20/08 - BGHSt 53, 238 - NJW 2010, 385 - NStZ 2009, 640). Der hinreichende Tatverdacht setzt eine gewisse Wahrscheinlichkeit der Verurteilung voraus; damit wird ein geringerer Grad der Wahrscheinlichkeit vorausgesetzt, als dies beim dringenden Tatverdacht im Sinne des § 112 Abs. 1 Satz 1 oder § 126a StPO der Fall ist (vgl. BGHR StPO § 210 Abs. 2 Prüfungsmaßstab 2; BGH, Beschl. v. 22.4.2003 - StB 3/03). 




Hinterlist (§ 224 StGB)

Hinterlist setzt voraus, dass der Täter planmäßig in einer auf Verdeckung seiner wahren Absicht gerichteten Weise vorgeht, um dadurch dem Überfallenen die Abwehr des nicht erwarteten Angriffs zu erschweren und eine Vorbereitung auf die Verteidigung auszuschließen, beispielsweise durch Entgegentreten mit vorgetäuschter Friedfertigkeit, freundlicher Gruß, Erkundigung nach dem Weg oder indem er sich vor dem Opfer verbirgt und ihm auflauert oder sich anschleicht (st. Rspr.; vgl. RGSt 65, 65 [66]; BGH NStZ 2005, 97; BGHR StGB § 223 a StGB Hinterlist 1; BGH, Urt. v. 28.3.2001 - 3 StR 532/00 - NStZ 2001, 478; BGH, Beschl. v. 15.7.2003 - 1 StR 249/03; BGH, Urt. v. 4.3.2004 - 4 StR 377/03 - BGHSt 49, 128 - NJW 2004, 1965; BGH, Beschl. v. 17.6.2004 - 1 StR 62/04; BGH NStZ 2004, 93; BGH, Urt. v. 9.9.2004 - 4 StR 199/04; BGH, Beschl. v. 8.5.2007 - 4 StR 173/07 - NJW 2008, 452; BGH, Beschl. v. 30.10.2008 - 3 StR 334/08 - NStZ-RR 2009, 77). Der Überfall ist nur dann hinterlistig, wenn sich die Absicht des Täters, die Verteidigungsmöglichkeit zu erschweren, äußerlich manifestiert, wenn der Täter also planmäßig seine Verletzungsabsicht verbirgt (vgl. BGH NStZ 2005, 40; BGH, Beschl. v. 21.10.2008 - 3 StR 401/08 - NStZ-RR 2009, 42; Fischer, StGB 55. Auf. § 224 Rdn. 10 m. w. N.). 




Hintermann (§ 129a StGB)

   siehe:  Bildung terroristischer Vereinigungen, § 129a StGB - Hintermann  




Horizontale Teilrechtskraft (§ 353 StPO)

Wird ein Urteil in der Revisionsinstanz nur in Teilbereichen aufgehoben, erwachsen die hiervon nicht betroffenen Teilbereiche in Rechtskraft (vgl. BGH, Beschl. v. 17.12.2003 - 2 StR 341/03). Der bestehen bleibende Teil ist im neuen Verfahren nicht mehr nachzuprüfen (vgl. BGH, Urt. v. 27.8.2009 - 3 StR 250/09 - BGHSt 54, 135 - NJW 2009, 3734; Kuckein in KK 6. Aufl. § 353 Rdn. 32). Der neue Tatrichter, an den das Verfahren nach der Zurückverweisung gelangt, hat lediglich den noch offenen Verfahrensgegenstand neu zu verhandeln und zu entscheiden (vgl. BGH, Urt. v. 27.8.2009 - 3 StR 250/09 - BGHSt 54, 135 - NJW 2009, 3734; Wohlers in SK-StPO § 354 Rdn. 87). 




Hypothetische Kausalität (§ 13 StGB)

Ein Unterlassen, also ein Nichtgeschehen kann - ontologisch - nicht Ursache eines Erfolges sein. Deshalb stellen die ständige Rechtsprechung und die allgemeine Lehre zur - notwendigerweise normativen - Beurteilung der Kausalität bei den unechten Unterlassungsdelikten auf die "hypothetische Kausalität" ab. Diese birgt für die Fälle des Unterlassens die Entsprechung zu der nach der Äquivalenztheorie in den Fällen aktiven Tuns anzuwendenden conditio sine qua non-Formel. Danach ist ein Unterlassen dann mit dem Erfolg als "quasiursächlich" in Zurechnungsverbindung zu setzen, wenn dieser beim Hinzudenken der gebotenen Handlung entfiele, wenn also die gebotene Handlung den Erfolg verhindert hätte (st. Rspr.; BGH, Urt. v. 4.3.1954 - 3 StR 281/53 - BGHSt 6, 1, 2; BGH, Urt. v. 26.6.1990 - 2 StR 549/89 - BGHSt 37, 106, 126; BGH, Urt. v. 19.12.1997 - 5 StR 569/96 - BGHSt 43, 381, 397; BGH, Urt. v. 6.11.2002 - 5 StR 281/01 - BGHSt 48, 77 - NJW 2003, 522; BGH, Urt. v. 12.1.2010 - 1 StR 272/09 - NJW 2010, 1087; Jescheck in LK 11. Aufl. § 13 Rdn. 16 bis 18; Stree in Schönke/Schröder, StGB 27. Aufl. § 13 Rdn. 61; Fischer, StGB 57. Aufl. Vor § 13 Rdn. 39; Kudlich in Satzger/Schmitt/Widmaier, StGB § 13 Rdn. 10; Schmidhäuser, Strafrecht AT 2. Aufl. S. 684 ff.: "juristische Kausalität"). 





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